Musik ist Social.

Musik ist Social.

Die gute Nachricht für Labels, Managements und Künstler vorab: Es ist Zeit ein Bisschen cash zu sparen. Investiert lieber etwas Zeit und Liebe (und vielleicht auch ein Bisschen was Gespartes) in eine angemessene Social Media Präsenz –  das kostet meist nicht mal halb so viel wie eine aufgepumpte Künstlerseite mit Webtagebuch und Communitybereich und bringt wesentlich mehr.

Um den Schritt vom klassischen Modell der Künstlerwebsite hin zur Social Media Präsenz zu antizipieren, gilt es, die drei wesentlichen Ziele für den Betrieb einer Künstlerhomepage zu verstehen:

1.    Fangewinnung
2.    Fanbindung
3.    Produktverkauf

Im Social Web gibt es das alles auf technisch neuesten Standards samt direktem Draht in das Herz der Zielgruppe.

Vorteile der Nutzung von Social Media Angeboten zur Präsentation des Künstlers im Netz:

1.    Fangewinnung

funktionierte schon immer besser, wenn man dort ist, wo die Fans auch sind. Im Netz übernimmt der Social Music Afficionado die Funktion des DJs, z.B. bei Last.fm oder Blip.fm. So oder so kommt man um Social Music Angebote nicht herum, will man seine Musik, seine Künstler oder sein Label promoten – daher liegt es nahe, gleich das ganze Online Engagement ins so genannte Social Web zu verlegen, anstatt immer noch zusätzlich eine Homepage, meist noch mit einem alten, billigen, lästigen und unflexiblen Content Management System ausgestattet, zu befüllen. Fangewinnung heißt: Seine Musik potentiellen Fans verfügbar machen, besonders leicht, besonders hochwertig und überall dort, wo es der Nutzer erwartet. Dazu gehören: MP3s in voller Länge und in guter Qualität auch kostenfrei (sofern hier Newcomer am Werk sind). Etablierte Größen sollten immer ein paar vernünftige kostenlose MP3s im Gepäck haben (=auf den Plattformen anbieten).

2.    Fanbindung

funktioniert natürlich besser, wenn dank „Lifestreaming“ jegliche Aktivität mittles Twitter, Facebook, MySpace, Tumblr, Friendfeed, RSS, etc. direkt in den Wahrnehmungsradius des Fans/Followers/Friends gelangt. Diese Form der Echtzeitübertragung von News, Terminen, neuen Downloadangeboten, neuen Veröffentlichungen, etc. ersetzt mehr und mehr die Funktion, die bislang der Newsletter übernahm, auch wenn der dadurch nicht gleich seine Berechtigung verliert – ist ja nicht jeder schon komplett ans „Echtzeitnetz“ angeschlossen. Durch diese Direktübertragung des Künstlerlebens („Lifestreaming“ halt) wird jeder kleine Bit zum Teaser, zur Wiedererweckung des Fanpotentials, zu einem potentiellen Word-Of-Mouth Instrument, dass man seinen Fans an die Hand gibt, um neue Fans zu begeistern. Und somit wird im Social Web jede Fanbindungsaktivität gleichermaßen auch zu einer Fangewinnungsmaßnahme.

3.    Produktverkauf

Um die Frage nach Musikprodukten nicht in ihrer ganzen Tiefe zu stellen, noch den Anspruch zu haben, diese Frage  endgültig beantworten zu wollen, hier die vier aktuell relevante Produktkategorien im Musikgeschäft:
– Musik- und Videodownloads
– CDs & DVDs
– Merchandise
– Konzert-Tickets
Man besorge sich mit den wichtigsten Anbietern provisionsbasierte BuyButton Deals – auf diese Weise verdient man nicht nur am Absatz des Produkts, sondern auch an der Provision für die Vermittlung von Kunden.

So und nun in wenigen Schritten zur ultimativen, multimodularen Künstlerpräsenz im Social Web.

Schritt 1: Mein Blog – das Herzstück.
Der Blog ist Dreh –und Angelpunkt für den Austausch mit den Fans: Kommentarfunktionen, Verweise auf Social Media Profile  und Aktivitäten und über die Kategorien ergibt sich die Navigation zu den wichtigsten Themen und Projekten. Plugins erweitern das Spektrum von der Twitter-Timeline bis hin zum stets Social Bookmarking Feed. Außerdem hilft ein Blog beim SEO.

Empfehlenswerte Anbieter:
WordPress.com
Blogger.com
LiveJournal.com
Typepad.com

Schritt 2: Musik – Promo und Fanbindung
Last.FM bietet die ideale Infrastruktur für Newcomer, weil sie die Musik gemäß des „Related Artists“-Algorithmus jenen Last.FM Usern präsentiert, die am ehesten auf den speziellen Sound stehen. Darüberhinaus ermöglichen die Last.FM-Widgets eine Einbindung der Musik in alle möglichen Seiten. Bei etablierteren Acts ist es schön zu sehen, das Fans hier selbstständig Termine, News und Daten in dass Profil einfügen können, so dass eine echte und vielschichtige Social Music Experience entsteht – Last.FM ist ohnehin die Mutter der Social Music Plattformen und hat die größte Reichweite.
Roccatune ist ein neuer, aufstrebender Widgetbasierter Musikdienst, der für seine Methodik gerühmt wird, Musik legal und kostenfrei integrierbar zu machen. Der Service erfreut sich einer rasant wachsenden Fanbase, weswegen das Newcomer-Anbebot von Roccatune unbedingt eine Erwähnung an dieser Stelle wert ist.

Schritt 3: Diskografie
Discogs ist eine Art Wikipedia für Diskografien und ermöglicht es, die komplette Diskografie zu präsentieren und sogar seine Musik über die Plattform zu vertreiben.  Wer seine Diskografie anlegen möchte, kann das hier tun.

Schritt 4: Meine Videos – Fernsehen im Netz und so.
Youtube, Qik, Kyte.tv, Hobnox, usw
Am besten beginnt man die Sache mit der Mutter aller Social Media Plattformen – YouTube. Der Dienst hat seine Hausaufgaben in den letzten Jahren sorgfältig gemacht und konnte seine Vormachtstellung auszubauen (HD-Videos, Social Networking Funktionen, erste Schritte Richtung Legalität, Twitter-Integration, etc). Hier sollte man sich einen Channel einrichten und stets aktuelle Beiträge in seinem Blog embedden. Die aktuelle Auseinandersetzung mit den Verwertungsgesellschaften ist maximal die Vorhut für ähnliche Auseinandersetzungen mit vielen anderen Videoplattformen, die noch  kommen werden.

Qik & Kyte.TV hingegen eignen sich für die spontane und intime Liveübertragung von Videos vom Handy ins Netz. Besonders geeignet für die Dokumentation besonderer und intimer Momente (Studioaufnahmen, Preisverleihungen, Partyexzesse), die Fans sonst niemals erleben könnten. Hobnox, wenn nicht die einzige reine WebTV Musikplattform mit eigener Redaktion, sollte im Rahmen der PR auch nicht außer Acht gelassen werden, wenngleich hier nicht die Quantität, sondern eher der Status als meinungsbildende Instanz das Publikum qualifiziert.

Empfehlungen:
Youtube.com
Qik.com
Kyte.tv
hobnox.com

Schritt 5: Echtzeitgezwitscher
Für die schnellen News und den Echtzeitdraht zur Fanbase gibt es nichts Besseres als Twitter, das vermutlich ohnehin schon jeder kennt und benutzt (und wenn noch nicht, dann hier die 5 Schritte zum Einstieg lernen). Auch sehr empfehlenswert sind die so genannten Tumblelogs, die zwischen klassischen Blogtools und Mikrobloggingdiensten wie Twitter angesiedelt sind. Das schöne an Tumblelogs ist die Einfachheit der Nutzung und der Vielseitigkeit ihrer Dienste. So lassen sich viele der hier beschriebenen (und weitere) Dienste sehr leicht automatisiert in die Tumblelogs importieren, was eine Art Meta-Blog ergibt, in der Online-Aktivitäten wie Video- und Foto-Uploads, Tweets, Blips oder Delicious-Bookmarks zu einzelnen Einträgen werden.

Empfehlungen:
Twitter.com
Tumblr.com
Dropular.net (close beta stadium)
Soup.io
Posterous.com

Schritt 6: Meine Fotos. Flickr
Flickr ist allgemein bekannt – das Fotoarchiv schlechthin (auch wenn Facebook mittlerweile über mehr Fotos als Flickr verfügt). Flickr bot als einer der ersten Dienste dieser Art den Foto-Upload per Handy oder per E-Mail an. Man kann über Flickr auch Fotos von seinem Handy direkt in seinen Blog schicken, dafür eigens Postingtemplates anlegen und auf diese Weise stets aktuelle Bilder in Echtzeit in den Blog veröffentlichen. Ein weiteres großartiges Feature ist die Flickr Group – hier kann man z.B. alle Fotos, die Fans auf einem Event (Konzert, Party, etc) gemacht haben, samt seiner eigenen über eine Gruppe online zusammenfügen, es bieten sich viele Möglichkeiten, diese Funktionalität über Bewertungsmechanismen zu einem Wettbewerb auszubauen und das User-Involvement zu steigern. Flickr verfügt außerdem über offene APIs, die es anderen Social Media Plattformen ermöglichen auf die Flickr Fotodatenbank zuzugreifen.

Schritt 7: Meine Tracks. Soundcloud
Ein sehr innovatives Social Media Angebot liefert das schwedische Internetstartup-Soundcloud mit Sitz in Berlin. Über ein Widget lassen sich Musikstücke auf den eigenen Server laden. Eigene Stücke lassen sich über den äußerst schicken Soundcloud-Player überall im Netz embedden. Das Team von Soundcloud hat darüber hinaus ein technisch interessantes Feature integriert – man kann jede Sekunde eines Stückes einzeln kommentieren. Soundcloud ist ein großartiger Social-Web-kompatibler Musikplayer, der als Widget einiges hermacht und eine Reihe sinnvoller Funktionen bietet.

Schritt 8: Meine Geschichte. Wikipedia
Für die Biografie gibt es sicherlich keinen besseren Ort als Wikipedia!

Schritt 9: Meine Community. Facebook
Facebook-Fanpage anlegen, mit Twitter-Timeline verbinden und loslegen. Facebook ist ein Trafficmonster, mit über 200 Millionen Nutzern weltweit und weit über 2 Millionen Nutzern in Deutschland. Positiv ist, dass Facebook die Fanpages mittlerweile mit dem Funktionsumfang eines normalen Nutzerprofils ausgestattet hat, was vielseitige Möglichkeiten des Austauschs mit der Community gibt. MySpace ist in Deutschland zwar nicht zu unterschätzen, aber alles in allem auf dem absteigenden Ast. Interessant sind durchaus noch die sogenannten Edelprofile auf StudiVZ – Spiegel Online gehört zu den ersten Kunden dieses neuen Services der VZ-Gruppe. Ob die sich mittelfristig gegen Facebook durchsetzen kann bleibt jedoch weiterhin zu bezweifeln.

Über reges Feedback freut sich der Autor und noch mehr die Leser. Schreibt mir, was für Euch zu einer satten Artist-Präsenz im Social Web gehört. Hierbei sollte man immer bedenken, wie der Aufwand, die Social Media Profile zu pflegen, gegen den Nutzen steht.