Richtig MikroBloggen in 5 Schritten.

Der neue Stern am Social Web Himmel heißt nicht Katrin oder Peter, sondern Twitter. Man denkt als Zentraleuropäer erstmal an Zwitter, damit hat das aber nix zu tun. Es geht eher ums Zwitschern. Genau übersetzt steht „Twitter“ für Gezwitscher und das Verb „to twitter“ für „das Zwitschern“ Klingt im englischen mal wieder viel besser. Doch was soll das nun mit dem ganzen Gezwitscher?

Twitter ist schon ein fieses Stück. Alle reden drüber, das Fernsehen, Spiegel Online, deine Mama und sogar in der Welt Kompakt tun sie so, als hätten sie das Web2.0 gerade erfunden. Und immer wieder Twitter. Twitter. Twitter. Ashton Kutcher. Demi – Striptease – Moore, sogar Britta Spears, die amerikanische Schwester von Cindy aus Marzahn ist dabei. Was lernen wir daraus? In 3 Jahren wird auch Michael Jackson twittern. Und dann ist es ein Bisschen zu spät, kool den Avantgardisten zu machen.

Wenn du dabei sein willst, dann steig jetzt ein. Sei dir darüber im Klaren, dass in Deutschland heute gerade mal ein paar zig Tausend Leute mitmachen und die meisten deiner Freunde es noch lange nicht verstehen. Aber wie so oft, sind die meisten deiner Freunde auch keine koole Avantgardisten, so wie du. Ansonsten wärst du ja Mainstream und würdest Britta Spears hören. Du aber hörst die neue Prodigy, was auch Mainstream ist, aber besser zu nem koolen Avantgardisten passt.

Zurück zum fiesen Stück. Twitter. Was soll das? fragen dich die meisten deiner Freunde, die niemals zugeben würden, Britta Spears oder Katrin Perry zu hören, wenn es um Twitter geht. Eine wahre Freude für alle Initiativ-Twitter Gegner ist die Diskussion auf meinem Facebook Account zu diesem Thema.

Aber nun mal die ersten 5 Schritte zum erfolgreichen Twittern. Damit auch du bald deiner Mama zeigen kannst, dass sie nicht umsonst deiner Seele ein fleischliches Avantgardistenzuhause schenkte. Aber Vorsicht: Es funktioniert nur, wenn du es wirklich ausprobieren willst, ansonsten spiel einfach weiter mit deiner Märklin Eisenbahn, für die es leider auch keine Updates mehr geben wird.

Schritt 1: Hab keine Angst.
http://www.twitter.com – Get Started – Such dir einen Twitter Account Namen aus, registriere dich, lade ein paar Freunde ein (Adress-Abgleich), folge schon mal den da vorgeschlagenen koolen Avantgardisten (da gibt’s echte) und los geht’s.

Schritt 2: Mach es dir gemütlich.
Füll dein Profil vollständig aus und zieh der Süßen was schickes an. Richtig gute Tipps dafür gibt es hier. Ich habe festgestellt, dass es deinen Blick auf dich selbst schärft, wenn du ernsthaft versuchst, dein Leben in 160 Zeichen zu fassen. Nimm dir zur Not ein Stück Schokolade oder ein paar Therapiestunden zur Hilfe.

Schritt 3: Höre zu.
Irgendwen, der Twittert wirst du schon kennen – folge ihr/ihm. Schau dir die Follower dieser Person an und folge denen, die du kennst oder für interessant genug hältst. Schau dir auch von denen die Follower an, bis du zu irgendeinem Zeitpunkt die Schnauze voll davon hast, oder dein Wecker klingelt. Versuch dich beim Followen auf die paar zu konzentrieren, die dich wirklich interessieren. Refollow-Betteler- oder Random-Follower sind ein anerkanntes Übel und werden meist mit Missachtung gestraft. Also: Fokussieren und bei denen, die dich interessieren genau zuhören. Was twittern die so? Warum machen die das wohl? Machen sie es gut so? Fängst du ab und zu an zu schmunzeln? Klickst du auf einen Link der gepostet wurde? Ein Bild das getwittert wurde? Einen Song der geblippt wurde? Dann fängt es langsam an, Spaß zu machen. Wenn du jemandem auf einen der Tweets antworten möchtest, trau dich! Twitter lebt von der Konversation, ist nicht so, das nur einfach jeder seinen situativen Müll ablädt, sondern die Leute, die schon was länger twittern, chatten fast schon über das System. Einfach die Person, der du antworten magst mit einem Tweet antworten, in dem du @namederperson in dein Eingabefeld (Es gibt nur eins 😉 tippst und deine Antwort folgen lässt. Und schon bist du mittendrin. Die Wahrscheinlichkeit, das dich irgendwann die ersten Leute zurückfollowen steigt von Reply zu Reply und natürlich von Tweet zu Tweet. Gesetzt der Fall, du weißt was du da willst…

Schritt 4: Überlege dir eine Kommunikationsstrategie
Leute die gerne Twittern wollen und diesen Punkt überspringen sind meist nach 3 Tagen frustriert und halten deswegen alle die gerne Twittern für psychisch labil. Die Sache ist jedoch die: Wenn man in ein Sportstudio geht um dort Hörbücher zu lesen, darf man sich nicht wundern, wenn man nach 3 Monaten immer noch so fett ist wie vorher. Hier die ideale Abfrage zur perfekten Was-Soll-Ich-Bloß-Für-Ein-Twitterer-Sein-Identitätsfindung:
1.) Hast du ein Thema, das dich ausmacht, bzw. dich besonders beschäftigt? Das kann zB. dein Beruf sein, deine Krankheit, dein Pornodarstellerleben (real, versteht sich), oder dein Studiengebiet.
2.) Was ist dein Kommunikationsziel? Willst du z.B. deine Eigen-PR pushen um Blogger-Speaker-Honorare zu steigern, Politik ins Bewusstsein der Menschen zurückbringen, oder Leute über das Wetter in deiner Heimatstadt informieren? Dann mach das richtig, anstatt dich in deinem orientierungslosen Befindlichkeitsgezwitscher zu verlieren. Das ist in der Regel weder informativ, noch lustig, noch scheiße genug, als das es Leute interessieren könnte. Bist du jedoch echt, authentisch, bleibst dir selbst und deinem Thema (weitestgehend) treu, streust ab und an auch mal persönliche Noten ein und positionierst dich dort, wo du auch gerne positioniert wärst, dann stehen die Chancen richtig gut, dass dir schon bald die Ohren vieler Zwitscherfreunde offen stehen. Oder auf Twitterdeutsch: das dir schon bald viele Leute followen.

Schritt 5: Gib nicht auf.
Bei mir hat es rund ein Jahr gedauert, bis ich wirklich „drin“ war, aber nun erschließt sich mir eine Reihe von Möglichkeiten durch Twitter.
→ Ich muss nun weniger Sport machen, um meine Zeit totzuschlagen.
→ Ich brauche kaum noch mit den Menschen in meiner Umgebung zu kommunizieren, da ich auf das Reduzieren meiner Gedanken auf 160 Zeichen konditioniert bin
→ Ich habe endlich einen Grund mir ein iPhone zu bestellen, weil ich damit sogar beim kacken twittern kann,

Okay, okay. Es gibt hier auch Qualität, so ist es nicht.
Z.b. ein paar sinnvolle Motivationen, die man anführen kann (zb in Diskussionen mit seiner…erm…Freundin?) warum Twittern nicht so sehr suckt, wie sonst.
→ ZB betreibe ich diesen Blog, um meinen Followern (ich sage mal, mein Publikum) nicht immer was zu twittern, das sie schon längst kennen. Andersrum krieg ich endlich mal ein paar Leute auf den Blog, weil ich mich schon frage, für wen ich das eigentlich alles schreibe.
→ Wenn ich Journalist bin, erhalte ich durchaus interessante Eilmeldungen im konstanten Neuigkeitenstrom durch das followen aller (für mich) wichtigen Quellen (große Zeitungen, News-Agenturen, Celebrities, Paparazzi). Da kann ich schnell reagieren und für die Monatszeitung, die mich beschäftigt und seltsamerweise noch nicht eingestellt wurde, einen tollen Artikel über die Neuigkeiten aus der Welt der Skandale/Bundesliga/Finanzkrise verfassen. Seriöse Journalisten lassen sich da höchstens auf eine Kritik der Vernunft (Killerspiele) ein und schwören auf teuren Qualitätsjournalismus. (PS: Anstellungsverhältnisse die hier beschrieben werden, sind frei erfunden)
→ Vielleicht ist es auch einfach ganz lustig, live mitzubekommen, was dein Netzwerk so treibt. Denn je mehr Leute die du kennst auch twittern, umso interessanter wird es. Twittert hingegen kein Schwein das du kennst, gibt es drei Möglichkeiten:

1.) Bring all deinen Freunden Twitter bei (der Blogpost hier ist schonmal ein guter Start)
2.) Such dir neue Freunde
3.) Schmier dir eine Graubrot-Stulle mit ordentlich Wacholderschinken drauf und dazu ein Glas Marakujasaftschorle mit Medium-Sprudel.

So, das reicht für heute. Gut das Hitler das Social Web nicht mehr erleben durfte, das miese Stück. Oups – habe ich gerade Twitter mit den Nazis gleichgesetzt? Ein Fall für die Ethik-Kommission, ganz klar. Ich muss los.

cheers sincerely,
yokomono