Tag Neun neigt sich langsam seinem Anfang zu, so früh ist es hier. Die Stille liegt in der Luft wie frischgebrühter Kaffee. Keiner spricht, und wenn dann kurz und pragmatisch. Und zu laut. Ich sitze am Flughafen Tegel, meine Uhr schreibt 6:07 und während ich mir die Uhrzeit auf der Zunge zergehen lasse, verblassen die Zweifel daran, dass ich wirklich hier sitze. Ich schweige mit Worten. Und ich höre mich selbst in die Tastatur dieses Luftbuchs hacken. Die Dame neben mir steht auf und geht weg. Ab und zu schiebe ich mir imaginäre Strähnen aus dem Gesicht. Es ist früh. Es ist zu früh zum denken, zu früh zum Schreiben und zu früh zum Leben. Wer sich wohl Flüge um diese Uhrzeit ausgedacht hat. Wer sowas macht. Wer? WER? WÄHR?

Worum geht es heute eigentlich? Lasst mich die Standardfragen abhandeln.

Ist der Schmacht vorbei?

Nein. Vermisse ich was? Ja. Was denn?

  • Die kurzen Pausen auf dem Sonnendeck
  • Die zwanghaft-fulminanten 5-Minuten Gespräche mit wildfremden Menschen vor der Tür, in der Ecke und auf der anderen Seite
  • Das wohlige Gefühl eines Softpacks in der Hosentasche
  • Einen Grund 6 Tassen Kaffee pro Tag zu trinken
  • Die Zufriedenheit, nicht ständig essen zu wollen.

Was ich hingegen nicht vermisse:

  • Geruch auf Kleidung, Haut und in den Haaren
  • Würfelhusten
  • Lungenpfeifen beim Laufen

Mir fallen noch viel mehr Dinge ein, getrieben von dem Wunsch noch viel mehr loszuwerden, als nur das Rauchen. Man sagt auch “das Rauchen aufgeben”. Ist es ein Aufgeben? Oder ist es eigentlich das Gegenteil? Etwas für sich zu gewinnen? Leben. Freiheit. Gesundheit. Das geht Hand in Hand.

Es ist tatsächlich sehr schlau, sich für diesen Entwöhnungs-Stunt Zeit zu nehmen.

Zeit um ein Bisschen reflektieren zu können, was eigentlich alles mit einem passiert, während man seinen Lebensstil aufmöbelt. Es ist anders herum auch schlichtweg doppelt so hart aufzuhören, wenn man sehr viel zu tun hat, denn in stressigen Zeiten ist so eine Pflichtpause hier und da eigentlich ganz ratsam, lässt man sie weg, wird der Tag irgendwann nur noch eine Strapaze und das Risiko irgendwann mal echt mies draufzukommen steigt rapide an. Aber man bräuchte auch Zeit um die Dinge zu tun, die intuitiv richtig erscheinen. Zum Beispiel Ausmisten. Zuhause alles rausschmeissen, was einem das System verstopft. Ganz viel Kleidung aussortieren und in Einrichtungen bringen, wo Menschen, die sonst nichts mehr haben, sich über die Dinge noch freuen. Aber auch Lesen, zB über die Kunst ein kreatives Leben zu führen, die Reduktion als Befreiung zu spüren und sich noch unabhängiger von all den Dingen zu machen, die uns in dieser sehr besitzgetriebenen Welt so in den Rucksack gestopft werden.

Es ist eine Reise, für die ich mir mehr Muße und Platz wünsche. Beides ist gerade nicht wirklich am Start. Noch nicht.

Aufbauprogramm der letzten Tage:

  • Laufen
  • Abends (viel) Fastfood
  • Weniger Pausen
  • Viel zu wenig Schlaf