Die gute Intention bahnt sich ihren Weg durchs ewige Disneyland in deinem Kopf. Im Hintergrund schimmern noch schwach ein paar bunte Lampions von der letzten Diskussion über Sozialdarwinismus mit Freunden am Lagerfeuer. Du ziehst vorbei, an gierigen Scharlatanen, die versteckt, irgendwo in deinem Kopf Bier, Sex und Gamification snipen, auf ihrem transmedialen Kreuzzug in dein limbisches System. Finde sie und schmeiss sie endlich raus.

Der zu große Spielraum für das zu kleine Spiel.

Du fährst hoch, auf die Bühne, zur fundamentalen Synchronisation mit deinem größten Feind, deinem Über-Ich. Du bist nicht ganz nackt, nein. Du schaust an dir herunter und entdeckst Shorts, Shirt und gepolsterte Schuhen. Die Tür geht auf, der Vorhang fällt. Bühne frei. Ein Beat beginnt in deinem Ohr zu pumpen, die Systeme starten und der Rhythmus übernimmt den Rest. Hinaus auf die Straße.

Laufen Teil 1. Zur Sonne zur Freiheit – Das Refugium der Getriebenen.

Hintergrund:
Eine Zeit lang begleitete dich eine hartnäckige Bekanntschaft, du nanntest sie liebevoll “Erschöpfungsdepression”. Sie massierte dir ein paar Jahre den Nacken, während du verspannt auf Bildschirme starrtest und immer weniger schliefst. Du hattest sie ins Herz geschlossen, denn mit ihr warst du nie allein.

Irgendwann wachst du einer Klinik auf, neben Ärzten und Lehrern, die einst angetreten waren, um anderen zu helfen und irgendwann verlernten, sich selbst zu helfen. Sie betäubten ihren Schmerz auf kreativste Weise, bis sie irgendwann nichts mehr fühlen. Da trafen sich dann Eure Wege.

Du weißt: Ein Stück von dir ist dort für immer verloren gegangen.

Und wenn Du den Rest nicht auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten verzocken willst, must du einiges ändern. Du hast dich stets geweigert, die Pillen zu nehmen, die dir in dieser Klinik ins Näpfchen gelegt wurden. Statt dessen liefst wie ein Hamster im Garten ums Haus, denn du durftest das Klinikgelände nicht verlassen.

Und mit jedem Schritt in diesem Garten kamst du ein Bisschen näher zurück zu dir. Du medikamentiertest dich mit Laufeinheiten, stütztest dein geschundenes Ich mit Liegestützten, richtetest dein verlorengegangenes Selbstwertgefühl an schräg hängenden Bäumästen wieder auf.

How To: Die Komfortzone verlassen und komfortabel entspannt zurückkehren.

  • Am Anfang ist es nur eine einzige Woche, in der du drei Mal laufen gehen willst. Jeweils mindestens eine halbe Stunde. Und wenn es nur schnelleres Spazieren ist. Oder abwechselndes Spazieren und Laufen. Hauptsache in die Bewegung kommen.
  • Später dann die Routine etablieren. Das Laufen institutionalisieren. Morgens nach dem Aufstehen oder Abends vor dem Schlafen? Oder Mittags? Egal wann, je konsequenter die Routine, desto länger halt sie.
  • Geschwindigkeit ist zweitranging, folge deinem Bauchgefühl, dem gefühlten Bedarf. Manchmal möchte man einfach rennen, als gäbe es keine Schwerkraft, manchmal einfach in Trance joggen.
  • Achte darauf, dich nie zu überfordern, z.B. nicht (oder nur nach ärztlicher Konsultation) unter Medikamteneinfluss laufen zu gehen, denn es ist wichtig, dass man sich fühlt, die Betäubung überwindet.
  • Die Gedanken auf die Umgebung richten. Was siehst du beim Laufen? Hörst du die Vögel? Was riechst du? Wie fühlt sich der Boden unter deinen Sohlen an? Spürst du die kühle Luft auf der Haut? Spürst du dein Herz klopfen, wie dein Schweiss langsam die Hautoberfläche erreicht? Der Flow wickelt dich ein.
  • Entdecke den Rhythmus deines Atems. Erlebe in ihm den ewigen Zyklus des Universums.
  • Ziel des Spiels ist die Endorphine-Medikation: Das sagenumwobene “Runners-High

Im nächsten Teil geht es um Performance-Running Der Weg zur persönlichen G7-Konferenz.

Nächster Teil: „Für eine Handvoll Likes. Feeding The Ego Engine“.

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